Einsilbige Hauptstadt

Über Prag gibt es eigentlich noch weniger zu berichten als über Dresden. Es scheint, als ob sich die Anzahl der Touristen umgekehrt proportional zu meinem inneren Attraktionskompass verhält.

In einem Schaufenster entdecke ich ein interessantes Angebot mit alltäglichen Gebrauchsartikeln. Besonders auffällig ist die Auswahl an Haarwaschmitteln und Produkten für die Zahnhygiene.

Direkt daneben finde ich ein spannendes Beschilderungsrätsel. Nicht die Verkehrsführung der Straßenbahn – das ist doch einfach! Nein, bei MYAIRLINES handelt es sich nicht um die neu gegründete malaysische Fluglinie, sondern um den Betreiber eines tschechischen Flugsimulators.

Im Schaufenster eines Cafés, in dem auch Comedy-Veranstaltungen stattfinden, sehe ich dann ein Bildnis des russischen Präsidenten. Ich vermute, dass die Buchstaben „kurva“ bedeuten sollen und dass man das „r“ aus Gründen des guten Stils weggelassen hat. Wie sich herausstellt, habe ich recht.

Ich frage den Besitzer, ob er sich auch vorstellen könnte, zum Wohle der außenpolitischen Ausgewogenheit ein Bild von George W. Bush, Tony Blair oder Stepan Bandera in einem ähnlichen Kontext in seinem Schaufenster zu platzieren – allerdings nur im Geiste. Von Provokationen nehme ich in letzter Zeit Abstand.

Zum Schluss ein optischer Eindruck aus dem Norden Tschechiens, der mein Gefühl über die herannahende Zukunft metaphorisch widerspiegeln soll.

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