Die Griechen sind anders als wir Deutschen

Die Erkenntnis mag banal sein, denn jede Kultur hat aufgrund von historischen, geografischen und sprachlichen Gegebenheiten ihre besonderen Eigenschaften. Doch die Griechen zeichnen verwunderliche Verhaltensweisen aus, die bei uns in Deutschland nicht in dieser Ausgeprägtheit existieren und die Fragen aufwerfen.

Von der Liebe zu Haustieren bis zur täglichen Mahlzeit – das Verhältnis der Griechen zu ihren Tieren

In Athen werden streunende Katzen überall gefüttert. Anders als in Deutschland sind sie ein fester Bestandteil der kleinen Nebengassen, in denen ein Großteil der Stadtbewohner lebt.

Außerhalb der Hauptstadt gehören wohl genährte streunende Hunde zum Straßenbild. Es gibt quasi keinen Strand ohne Strandhunde.

Im Kontrast dazu steht die eher orientalisch anmutende Fleischbeschauung beim Metzger. Für Menschen, die auf Essen verzichten, das Eltern hatte, oder in der Regel bereits filetierte und abgepackte Fleischportionen aus dem Supermarkt kaufen, ist dies ein gewöhnungsbedürftiger Anblick.

Das Zusammenleben mit Tieren ist von großer Toleranz geprägt. So füttern die Einwohner Athens fleißig ihre Tauben…

… und nehmen die Nachteile der Guano-Bomber stoisch hin.

Toleranz und Regeln, die niemanden interessieren

Damit sind wir bei dem eigentlichen großen Unterschied zur deutschen Kultur. Wenn es um Gesetze und deren Einhaltung geht, sind wir Deutschen kompromisslos. Regeln sind dafür da, befolgt zu werden. Und wenn kein Ordnungshüter zur Stelle ist, um eine Ordnungswidrigkeit zu sanktionieren, weisen gerne auch einmal die Mitmenschen auf die Einhaltung der Regeln hin.

Ganz anders ist dies In Griechenland. Als erstes fiel mir die Besonderheit der Griechen im Umgang miteinander und mit den Regeln in der Metro in Athen auf. Obwohl auf großen Schildern und in mehrsprachigen Durchsagen auf die Einhaltung einer Maskenpflicht auf den Bahnsteigen und in den Zügen hingewiesen wird, hält sich ein Viertel bis ein Drittel der Passagiere nicht an diese Regel – selbst wenn Ordnungshüter zugegen sind. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass letztere die Pflicht selber nicht immer einhalten.

Der Verstoß wird auch von Mitmenschen mit Maske offenbar ausnahmslos toleriert. Ich konnte Pärchen beobachten, bei denen ein Partner eine Maske trug und der andere keine. Das offizielle Bußgeld für die Ahndung einer fehlenden Maske im öffentlichen Personenverkehr beträgt übrigens 150 Euro – dreimal mehr als in Deutschland.

Dann fiel mir im Straßenbild Athens auf, dass mindestens ein Drittel der Roller- und Motorradfahrer keinen Helm trug. Eine kurze Recherche offenbarte jedoch, dass es auch in Griechenland eine Helmpflicht gibt. Ein Verstoß dagegen kann mit einem Bußgeld von 350 Euro geahndet werden. In Deutschland sind bei einem erwachsenen Fahrer gerade einmal 15 Euro fällig.

Schlussendlich habe ich einen genaueren Blick in die vorbeifahrenden Fahrzeuge geworfen und festgestellt, dass annähernd die Hälfte aller Autofahrer und Beifahrer keinen Sicherheitsgurt anlegt – eine Vergehen, bei dem – wie beim fehlenden Helm – 350 Euro Bußgeld erhoben werden kann. Zum Vergleich: In Deutschland wird ein derartiges Vergehen mit 30 Euro verwarnt.

Haben die Griechen zu viel Geld, oder sind sie besonders rebellisch?

Das Durchschnittseinkommen in Griechenland ist ungefähr nur halb so hoch wie in Deutschland. Die Bußgelder in Griechenland müssten also im Prinzip sehr abschreckend sein. Selbst der hartnäckigste Masken-, Helm- und Gurtrebell würde bei einer konsequenten Sanktionierung der Verstöße in kürzester Zeit verarmen.

Als einziger Schluss bleibt nur, dass die Regelverletzungen von den Ordnungshütern nicht geahndet werden – und zwar nicht nur vereinzelt, sondern flächendeckend und durchgehend. Es muss eine oberste polizeiliche Anordnung geben, die Vergehen nicht zu verfolgen. Ein bereits etwas älterer Beitrag auf Telepolis bestätigt diese Vermutung.

Doch warum beschließen die griechischen Politiker Gesetze, wenn die Verstöße dagegen nicht sanktioniert werden? Ich würde gerne glauben, dass dies nur aus Konformität zu anderen EU-Ländern geschieht und sich der griechische Staat ansonsten aus denjenigen Belangen seiner Bürger heraushält, die diese persönlich betreffen.

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